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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 320

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
320 in Versailles", Moltke in Versailles"') und Die Kapitulation von Sedan". Voll echter beutscher Gemtlichkeit sinb die Bilder Des r eggers, der das Leben seiner Tiroler Landslente mit einem frischen und gesmtben Geiste wieberzngeben versteht; viel verbreitet ist sein Bild: Das 'letzte Aufgebot". Franz von Lenbach zeigt in seinen Portrats (Kaiser Wilhelm I.", Leo Xiii." und Bismarck")^, wie hoch er anbcre Maler in der Kraft berragt, die Gre zu verstehen und wiederzugeben. In neuerer Zeit haben sich auf dem Gebiete der Malerei, vielfach unter dem Einflsse franzsischer Knstler, verschiedene Richtungen geltend gemacht. Die Anhnger des Impressionismus" suchen den Ein-druck des Augenblicks wiederzugeben, die Vertreter der Fr ei licht-malerei" (Piain-air) treten aus dem Dmmerlicht des Ateliers hinaus in die freie Natur, in das freie Licht, und malen ihre Bilder so hell, wie man sie bisher selbst in der Natur nicht gesehen hat. Lieb ermann und Fritz von Uhde sind die bedeutendsten Vertreter dieser Richtung. Der Symbolismus" will neben dem Verlangen nach Farbenharmonie der Phantasie wieder zu ihrem Rechte verhelfen. Mit biefer Richtung sinb die Namen: Arno lb Bckliu (heiliger Hain, Toteninfel, Schweigen im Walde), Max Klinger und Franz Stuck enge verbunden. Den meisten Anhngern all biefer Richtungen ist das Gefhl fr das sittlich Reine fast gnzlich verloren gegangen, indem sie durch ihre Darstellungen das Schamgefhl nur zu oft verletzen. Da der deutsche Humor in seiner Urwchsigkeit, Frische und Harmlosigkeit in der Malerei zur Geltung kam, bafr sorgten Bsch, Ob erlauber, die Fliegenden Bltter" und die Mnchener Bilderbogen". Durch das Interesse, das dem gotischen Baustil entgegengebracht wurde, fand auch die Glasmalerei, die in der Bltezeit der gotischen Baukunst die hchste Stufe der Ausbildung erlangt hatte, von neuem Anerkennung und eine eifrige Pflege. Akademien und Kunstschulen bieten beshigten jungen Leuten Gelegenheit, sich zu tchtigen Knstlern ansznbilben, Ausstellungen, Kunstvereine und Bilb ergalerien suchen auch den knstlerischen Sinn des Volkes zu pflegen, und fr die Pflege der Kunst bei den Kindern forgen knstlerische Bilderbcher, knstlerischer Wand- j) Siehe Seite 262. 2) Siehe Seite 260,

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 230

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
-- 230 Im Jahre 1810 traf den Prinzen Wilhelm das herbste Leib; er verlor seine so heigeliebte Mutter. Tiefbetrbt kniete er an ihrem Sterbelager und benetzte die erfaltenbe Hand der Entschlafenen mit bit-teren Trnen. Dann ging er in den Garten, wand aus Eichenlaub und Rosen einen Kranz und legte ihn auf das Totenbett feiner Mutter. Beim Beginne des groen Befreiungskrieges wollte auch der Prinz Wilhelm seinen Arm der gerechten Sache widmen; weil er jeboch zu schwchlich war. brste er an den ersten Kmpfen nicht teilnehmen. Als er aber das Schlachtfelb von Leipzig besuchte und von den Helbentaten der Freiheitskmpfer hrte, ba hielt den 16jhrigen Jngling nichts mehr zurck. Er trat in das Heer und zeigte sich besonbers in der Schlacht bei Bar sur Anbe als ein mutiger und unerschrockener Solbat. Geschmckt mit dem Eisernen Kreuze und dem russischen St. Georgs-orbeu kehrte er nach Hanse zurck. Als der Krieg gegen Napoleon im Jahre 1815 von neuem losbrach, eilte Prinz Wilhelm sofort wieber zu den Fahnen, zog mit nach Frankreich und nahm auch an dem zweiten Einzge der Verbnbeten in Paris teil. Nach biefer Zeit wibmete er sich ganz und gar dem Militrwesen; er war mit Leib und Seele Solbat. Eine natrliche Begabung fr den kriegerischen Beruf, dazu die eifrigste Beteiligung an allen Zweigen des Dienstes lieen den Prinzen rafch zu den hchsten Stellen im Heere emporsteigen. Im Alter von 32 Jahren vermhlte sich Wilhelm mit der Prin-zessin Augusta von Sachsen-Weimar. Seinen Lieblingsaufenthalt nahm das hohe Paar zeitweife auf dem Schlffe Babelsberg (bei Potsdam). Die glckliche Ehe wurde mit zwei Kindern gesegnet, einem Sohne und einer Tochter. Der Sohn war der nachmalige Kaiser Friedrich Iii., die Tochter Luise wurde die Gemahliu des Groherzogs von Baden. 2. Der Prinz von Preußen. Nach der Thronbesteigung seines Brubers, beffen Ehe kinberlos geblieben war, erhielt Prinz Wilhelm als mutmalicher Thronfolger den Titel Prinz von Preußen". Seinem kniglichen Bruder, von dem ihm schon Mb die Oberleitung der das gesamte preuische Heerwesen bertragen wrbe, war er vor allem in militrischen Angelegenheiten eine vortreffliche Sttze. Beim Ausbruche der franzsischen Februarrevolution im Jahre 1848 ernannte ihn der König zum Militrgouverneur von Rhein-land und Westfalen. In den unruhigen Mrztagen dieses Jahres

3. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 29

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
29 Familie. Sem Nachfolger konnte darum sagen: Ich habe ein Reich, in dem die Sonne nicht untergeht." Wegen seiner Ritterlichkeit nannte man Maximilian den letzten Ritter. 16. Aas Aemgericht. Die Wirksamkeit der Femgerichte fllt in die Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts. Sie entstanden in Westfalen: deshalb heien sie auch die westflischen Gerichte. Von hier aus verbreiteten sie sich all-mhlich der ganz Deutschland. Der oberste Richter war der Kaiser. Der Vorsteher hie Freigraf, die Beisitzer nannten sich Freischffen; der Ort, an dem sich ein Gericht befand, war der Freistnhl. Die Haupt-stuhle waren zu Arnsberg und Dortmund. Die Gerichte wurden an allbekannten Malsttten unter einer Eiche oder Linde oder neben einem Hagedorn- oder Holunderstrauch auf wilder, roher, d. i. roter Erde" zwischen morgens 9 Uhr und 3 Uhr nachmittags abgehalten. Die Mitglieder der Gerichte hieen auch Wissende. Sie kannten sich an bestimmten Zeichen und waren durch einen feierlichen Eid zur grten Verschwiegenheit der-pflichtet. Diese Gerichte urteilten anfangs der Ketzerei, Zauberei, Dieb-stahl, Mord und Brandstiftung. Der Angeklagte wurde durch einen Brief mit sieben Siegeln vorgeladen und, allerdings erst spter, mit verbundenen Augen von Vermummten vor den Richter gefhrt. Er durfte mit 2, dann mit 14, dann mit 21 Zeugen seine Unschuld beschwren. Konnte er dies nicht, oder erschien er trotz dreimaliger Aufforderung nicht, so wurde er als verfemt erklrt. Trafen ihn jetzt die Schffen, so hatten diese das Recht, den Verfemten an dem nchsten Baume aufzuknpfen oder mit einem Dolche niederzustoen Neben seinen Leichnam steckten sie ein Messer mit den Anfangsbuchstaben der Wrter: Strick. Stein, Gras, Grein. Am Ende des Mittelalters arteten die Femgerichte aus. Eiue bessere Rechtspflege, besonders das Neichskammergericht machte ihnen ein Ende. Der letzte Freistuhl wurde zu Gemen (im Regierungsbezirke Mnster) 1811 aufgehoben. 17. Erfindungen im Mittelalter. Erfindung des Kompasses. Die alten Völker kannten nur die Ksten-schis fahrt. Auf das weite Meer durften sie sich nicht hinauswagen; denn sie hatten keine anderen Wegweiser als die Sonne und die Sterne. Ini Anfange des 14. Jahrhunderts erfand ein Italiener den Kompa. -Nun konnte man groe Seereisen unternehmen, neue Lnder besuchen und mit fremden Vlkern in Verbindung treten. Erfindung des Schiepnlvers. Diese Erfindimg wurde, wie die Sage berichtet, von einem Westfalen, dem spteren Franziskaner-mnche Berthold Schwarz, gemacht. Er war aus Dortmund gebrtig und lebte um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Freiburg in Baden. Einst stampfte er, wie erzhlt wird, in einem Mrser Schwesel. Kohle und Salpeter und bedeckte die Mischung mit einem Steine. Durch Zufall fiel ein Funken in den Mrser; die Masse entzndete sich, und der Stein flog unter einem frchterlichen Knalle gegen die Decke. Der Mnch wiederholte den Versuch; es zeigte sich derselbe Erfolg. Diese Erfindung verwertete man fr den Krieg.

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 31

1849 - Münster : Coppenrath
31 Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz- lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern. Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da- von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf den Wellen stin und ster. Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver- lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht, des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun- derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na- men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach- stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih- rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über- rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran- gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er- laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 96

1849 - Münster : Coppenrath
er 96 4'56 setzte der Tribun L- Jcilius seinen Antrag durch (daber lex Icilia ) : die Tribunen sollten das Recht haben, den Senat zusammenzuberufen und in demselben Gesetze vorzuschlagen; in demselben Jahre einen zweiten: daß den Plebejern der Aventinus als Gemeindeland von den Patriciern eingeräumt werde (daher lex Icilia de Aventino). Endlich konnte auch der Gesetzvorschlag des Terentillus nicht länger umgangen werden. Im Jahre 454, nach achtjährigem hartnäckigem Kämpfen, wurde derselbe augc- nommen, mit der näheren Bestimmung, daß eine allgemeine Ge- setzgebung für beide Stände abgefaßt werden sollte. Zu dem Zwecke wurden vorläufig drei Patricier nach den griechischen Städten in Unteritalien, und nach Athen gesandt, das damals unter Perikles blühete, um die dort bestehenden Gesetze zu sam- meln. Nach zwei Jahren kehrten diese zurück, und nun ent- stand ein neuer Streit, ob die mit der Gesetzgebung zu beauf- tragenden Beamten bloß aus Patriciern, oder zu gleicher Zahl aus beiden Ständen ernannt werden sollten. Endlich gab die Gemeinde hierin nach, und im Jahre 451 wurden zehn Män- ner aus den vornehmsten Patriciern ernannt., und ihnen nebst der. Gesetzgebung die ganze Regierung des Staates für ein Jahr- übertragen -I. Während desselben sollten alle früheren Staats- ämter ruhen, selbst die Provocation unzulässig sein. So traten nun die Decemviren als Gesetzgeber und höchste Obrigkeit zugleich ihr Amt an und verwalteten dasselbe das ganze Jahr hindurch zur allgemeinen Zufriedenheit. Nach sechzigjährigem Sturme genoß Nom einer so glücklichen Ruhe, als es seit der königlichen Regierung nicht gekannt hatte. Mit musterhafter Mäßigung, Eintracht und Umsicht erfüllten die Decemviren ihren doppelten Beruf. Nur Einer von ihnen führte jedesmal die Insig- nien der höchsten Gewalt. Bei der Abfassung der Gesetze diente ih- nen ein Grieche, der aus Ephesus verbannte Hermodorus, als Dollmetscher der aus Griechenland heimgebrachten Gesetze. Noch vor dem Ende des Jahres stellten sie eine aus den fremden Gesetzen und einheimischen Satzungen zusammengesetzte Reihe ge- setzlicher Bestimmungen in zehn Tafeln auf dem Markte zur Inita ratio est, ut decemviri crearentar, qui et summum im- perium haberent et leges scriberent, Cic. de rep. Il 33. L

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 113

1849 - Münster : Coppenrath
113 dachte Raum: er wolle mit Hülfe des Volkes, das er fortwäh- rend für seine Plane bearbeite, die bestehende Verfassung stürzen und sich zum Alleinherrscher aufwerfen. Selbst die Tribunen traten gegen ihn auf. Endlich ward er als Hochverräther an- geklagt, schuldig befunden und vom tarpeischen Felsen gestürzt (384), welchen er so rühmlich vertheidigt hatte. Sein Haus wurde geschleift, und der Beschluß gefaßt, daß künftig Niemand mehr auf dem Capitol wohnen sollte. Seitdem steigerte sich immer mehr wie die Anmaßung der Patricier, so das Elend des Volkes. Dieses versank allmälig in eine dumpfe Gleichgültigkeit. In dieser Zeit des tiefsten Verfalles erhoben sich die Plebejer, Caj. Licinius Stolo und Lue. Sertius Lateranus, voll edler Begeisterung für die Wieder- geburt ihres fast zertretenen Standes und für den endlichen Ab- schluß staatsbürgerlicher Rechtsgleichheit'). Die beiden Freunde gingen seit ihrer ersten Erwählung zu Volkstribunen im Jahre 376 v. Ehr. mit Muth und Besonnenheit an das große Werk und führten es nach zehnjährigem mühevollem Kampfe endlich zum glücklichen Ziele. Sie erließen in dem eben genannten Jahre folgende durchgreifende Gesetzanträge (lege« Liciniae): 1. (de aere alieno) „Was bisher an Zinsen von den Schuld- nern an die Gläubiger abgetragen worden, soll als vom Capital abgetragen betrachtet, und der Rest der Schuld in drei'gleichen Theilen innerhalb dreier Jahre abbezahlt werden." 2. (de modo agrorum) „Das Benutzungsrecht der Staatsländereien (agri publici) soll beiden Ständen anheimfallen, kein Bürger über fünf- hundert Jucharte Gemeindelandes besitzen und mehr als hundert Stück großen, fünfhundert kleinen Viehes auf den Gemeindeweiden halten. Für den Nießbrauch des Fruchtackers zahlt der Inhaber den Zehnten an die Gemeindekasse. Was Einzelne jetzt über fünf- hundert Jucharte besitzen, soll herausgegeben und den ärmern Ple- bejern in Loosen von sieben Jucharten als freies Eigenthum über- tragen werden." 3. „Hinfort sollen nicht mehr Kriegstribunen, son- dern wieder Consuln ernannt werden, und zwar jedes Mal einer aus den Plebejern."— Diese Anträge steigerten die Erbitterung der 1) Nach Livius (Vi. 34.) soll Licinius bloß durch die Eitelkeit sei- ner patricischen Gemahlin in die Schranken zum Kampfe gegen die Herr- schaft der Patricier getrieben worden sein. Wetter, Geschichte der Römer. 8

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 161

1849 - Münster : Coppenrath
161 den Alpen; sie zu übersteigen, schien unmöglich. Nur Hannibal zagte nicht. Er hielt an dasselbe eine kräftig ermunternde Rede, die allen Unmuth entfernte. Getrost begann es mit seinem ge- liebten Führer die mühevolle Fahrt. Aber kaum war man et- was höher gekommen, da begann erst recht das Elend. Die Soldaten konnten auf den glatten Eismassen keinen festen Fuß fassen; bald glitt der eine bald der andere aus und stürzte jäh- lings den Berg hinunter. Bald meinten sie, auf festen Boden zu treten; aber siehe, es ist nur ein wenig Schnee, oben über eine Felsklippe zusammengefroren, unten der Abgrund, in wel- chen die Unglücklichen stürzen. Dann fällt ein Elephant, dann rollt ein Wagen zurück und reißt Alles hinter sich mit fort in's Verderben. Dazu stürzen die wilden Bewohner aus den Schluch- ten und Höhlen hervor und überfallen die müden Kletternden. Verzweiflung sah man auf allen Gesichtern. Hannibal sprach überall seinen müden Soldaten Muth ein: „Bald haben wir die Spitze erreicht, bergunter wird es besser gehen!" Nach tau- send Mühseligkeiten hatten sie endlich diese erreicht und standen oben auf dem Cenis. Hier, in diesen luftigen Schnee- und Eisfeldern, ließ er seine ausgehungerten und fast erstarrten Sol- daten zwei Tage ausruhen. Von den eisigen Wolkenhöhen hin- ab zeigte er ihnen in weiter Ferne die sonnenhellen Fluren des schönen Italiens. Da bekam das Heer frischen Muth und fing an hinabzusteigen. Aber die Schwierigkeiten hiebei waren fast noch größer. Auf dem schlüpfrigen abschüssigen Boden war kein Halt, Menschen und Thiere schossen jählings hinab. Sie kamen an einen Felsen, wo wegen eines tiefen sich vor ihnen aufthuen- den Abgrundes kein Schritt vorangesetzt werden konnte. Hier unternahm Hannibal etwas, wodurch er die Nachwelt in Er- staunen gesetzt hat. Er grub auf eine noch immer unerklärliche Art für sein Heer und seine Elephanten einen Weg durch den Felsen. Nach der fabelhaften Erzählung des Livius soll er ihn mit Weinessig und Feuer gesprengt haben. Endlich, nach Ver- lauf von fünfzehn schweren Tagen, hatten die bleichen Krieger die Ebenen Italiens erreicht. Innerhalb fünf und einem halben Monat war von Karthagena aus ein Weg von zweihundert deutschen Meilen unter steten Kämpfen und Gefahren zurückge- legt worden. Wetter, Geschichte der Römer. 11

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 365

1849 - Münster : Coppenrath
365 Gothen bezeugten ihr verehrendes Andenken des großen Todten auf eine sonderbare Weise. Sie leiteten, heißt es, den der Stadt vorbei fließenden Fluß Busento ab, begruben in dessen | Bette Manch nebst großen Schätzen und ließen dann wieder'^ dem Wasser seinen vorigen Lauf, auf daß unbekannt bleibe tue ; Stätte, wo der Gothenheld von seinen Siegen ruhe. Sein ( Schwager Athaulf (Adolf), ein tapferer, edelmüthiger und v schöner Mann, war sein Nachfolger. Dieser söhnte sich mit Ho- ^ norius aus, heirathete dessen Schwester Placidia, die er aus Nom als Gefangene mitgenommen hatte, und führte der Über- ? einkunft gemäß seine Gothen aus Italien weg nach Gallien. Hier gründete Athaulf und, nach dessen Ermordung (415), sein u Nachfolger Wallia das westgothische Reich, das anfangs von der Garonne bis zum Ebro sich erstreckte und Tolofa (Tou- louse) zur Hauptstadt hatte, später aber, nach dem Abzug der Vandalen und Alanen nach dem nördlichen Afrika, allmälig auch die übrigen Provinzen von Spanien umfaßte. Placidia war nach dem Tode ihres Gemahles an den Hof nach Ravenna zu- rückgekehrt und vermählte sich hier (417) mit dem ausgezeich- neten Feldherrn Constantius, der auch von selnem Schwager zum Mitregenten ernannt wurde; und als dieser schon im Jahre 421 starb, verließ die Wittwe mit ihren unmündigen Kindern Valen- tinianus und Honoria den argwöhnischen Hof und ging nach Constantinopel. Nach des Honorius Tode im Jahre 423 bemächtigte sich sein Geheimschreiber (primicerius notariorum) Johannes mit Hülfe des Obristen der Leibwache, Aetius, des Thrones. Allein der Kaiser des oströmischen Reiches, Theodosius Ii., wollte den Usurpator nicht anerkennen. Er ernannte seinen Vetter, den Sohn des Constantius und der Placidia, den sechsjährigen Va- lentinian, zum Augustus, und dessen Mutter zur Regentin des Reiches und schickte den jungen Kaiser im Geleite eines großen Heeres nach Italien. Die Feldherrn des Theodosius schlugen das Heer des Usurpator, nahmen ihn selbst in Ravenna gefan- gen und schickten ihn nach Aquileja, wo Placidia ihn enthaupten ließ. Aetius, der von dem Usurpator abgeschickt worden war, die Hunnen zur Hülfe herüberzuholen, langte plötzlich mit 60,000 Mann an. Allein er unterwarf sich dem rechtmäßigen Kaiser

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 372

1849 - Münster : Coppenrath
372 unabhängig; ein gleiches that der Feldherr Ägidius in einem Theile Galliens. Die Verwirrung wurde noch größer, da auch der oströmische Hof sich einmischte und das Recht, den abend- ländischen Kaiser zu ernennen, oder doch zu bestätigen, für sich in Anspruch nahm. Severus starb im August 465, sei es nun eines natürlichen Todes oder an Gift, welches ihm Ricimer bei- gebracht hatte. Dieser herrschte dann, jedoch ohne den Kaiser- titel selbst anzunehmen, fast zwei Jahre lang, bis vom griechi- schen Hofe der Patricier Anthemius, mit Einwilligung des gewaltigen Ricimer, zum Kaiser des Abendlandes ernannt wurde (467). Beide Kaiser vereinigten sich nun zu einem Rachezuge nach Afrika gegen die Vandalen und rüsteten dazu mit Unge- heuern Kosten eine Flotte von mehr als tausend Schiffen. Diese aber wurde von Geiserich unfern von Karthago mit Brandern angegriffen und größtentheils zerstört. Ebenso erfolglos kämpfte Anthemius gegen den westgothischen König Eurich, der mit Geiserich ein Schutz- und Trutzbündniß wider Rom eingegangen war. Inzwischen brach die verhaltene Feindschaft des eigenwilligen und ränkevollen Ricimer gegen seinen Schwiegervater Anthemius in offenen Krieg aus. Rach schwachem Widerstande wurde Rom erstürmt, Anthemius erschlagen, und nun mit Beihülfe des griechischen Hofes Olybrius, ein Schwiegersohn Valentini- an's Iii., auf den erledigten Thron erhoben (472). Allein schon nach wenigen Wochen stürzte eine verheerende Seuche Beide, so- wohl den gewaltthätigen Ricimer, als auch seinen Schützling Olybrius, in's Grab. Sofort ließ der Burgunderkönig Gun- dobald, Ricimer's Neffe, den tapfern Glycerius in Ravenna zum Kaiser ausrufen. Der byzantinische Hof ernannte aber gegen ihn den dalmatischen Fürsten Julius Nepos zum Kaiser und schickte ihn mit einem Heere nach Italien. Glyce- rius wurde gefangen genommen und gezwungen, die Kaiserkrone gegen einen Bischofssitz in Dalmatien zu vertauschen (474). Aber auch Nepos wurde schon im folgenden Jahre von seinem treulosen Feldherrn Orestes gestürzt und vertrieben. Orestes schmückte seinen Sohn Romulus Auguftulus 5) mit der *) Weil Romulus noch ein Kind war, so ging der Titel „Augustus" bei ihm in die Berkleinerungsform „Augnstuins" über.

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 22

1849 - Münster : Coppenrath
22 sie Meerenge von Messina. Sie ist ungefähr vier Meilen breit, an der schmälsten Stelle aber nur l/4 Meile; und eben hier soll nach alter Sage Italien mit Sicilien zusammengehangen haben. Die äußersten Punkte dieses Jnseldreieckes sind drei Vorgebirge: nordöstlich Pelörum, westlich Lilybäum, südöstlich Pach/- »um, und zunächst von diesen drei Höhen hat sie den Namen Trinakria erhalten'). Wegen ihrer Fruchtbarkeit und Schönheit stand sie von jeher in dem höchsten Ansehen ?) Schon Homer nannte sie das liebliche Eiland des Helios und machte sie zum Schauplatze einer schönen Episode im neunten Buche der Odyssee. Die Römer nannten sie die Kornkammer Italiens und die Amme Roms, und die Bewohner selbst hießen vorzugsweise die Neichen und Glücklichen. Als die Krone des Landes erscheint der Ätna (montö Gibello), dessen Ausbrüche schon Pindar kannte. Der Vesuv ist ein Sandhügel gegen diesen Niesen. In majestätischer Pracht erhebt er sich mit seinen einzelnen Kuppen zu einer Höhe von 11,000 Fuß, während der Vesuv nur 3,500 Fuß hoch ist. Jede Stufe bildet eine Zone. Die untere prangt mit Weinber- gen und Gärten; die zweite ist ein Waldbezirk von hundertjäh- rigen Bäumen; die dritte hat nur Eis und Schnee; die vierte nur Rauch und Flammen. Immer dampft es, immer sprudelt es. Dieses Dampfen und Sprudeln aber wird Ruhe genannt, wenn sich nicht aus seinem Feuerschlunde der Lavastrom ergießt und meilenweit die Fluren verwüstet. Die ältesten Bewohner des gepriesenen Eilandes waren nach der fabelhaften Darstellung des Homer diecyclopen. Soweit aber die geschichtliche Kunde reicht, finden sich hier zuerst Sica- ner, die wahrscheinlich aus Jberien eingewandert waren. Zu ihnen gesellten sich, etwa um 1200 vor Ehr., die Siculer, welche von den Ausonen aus Italien vertrieben wurden. Sie ließen sich zuerst in den Fruchtebenen des Ätna nieder und brei- teten sich allmälig über die ganze Ostseite der Insel aus, wäh- rend die Sicaner auf die Westseite eingeschränkt wurden. Nicht lange nachher legten auf der nordwestlichen Küste der Insel auch die Phönizier viele Kolonien an, welche später an die Karthager ') und twv Tqiüv ay.qo)v. ~) Sicilia, optima insularum omnhim, antiquitate rerum ceteras anteeellit. — Diodor.
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